Passung durch Rückkopplung. Konzepte der Selbstregulierung in der Prothetik des Ersten Weltkriegs
Abstract
Die Prothetik der Zwischenkriegszeit wird in dem Beitrag als ein Labor zur Entwicklung einer \?kybernetischen Anthropologie“ konzipiert. Einer Anthropologie, die keine mehr ist, da sie sich von der Sonderstellung des Menschen in Relation zum Tier oder zur Maschine verabschiedet, die jedoch auf besondere Weise mit dem Leben rechnet, nämlich mit dem Lebewesen, als einer sich im Umweltbezug selbst regulierenden, signalverarbeitenden Entität, die danach strebt, (wieder) ins Gleichgewicht zu kommen. Die Prothetik interessiert hier als ein interdisziplinäres Wissensgebiet, das sich mit der psychischen und physischen Re-Zentrierung der Kriegsversehrten beschäftigt und dabei kybernetische Modelle in nuce entwickelt. Als Beispiel dient die Forschung der Prüfstelle für Ersatzglieder in Berlin, die bis 1919 in patriotischer Absicht die Modernisierung des Prothesenbaus sowie der Rehabilitation im Ganzen betrieb und dabei die avanciertesten Wissensbestände der Medizin, der Arbeitswissenschaften, der Ingenieuerswissenschaften und der angewandten Psychologie in eine produktive Nachbarschaft brachte.
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