The human being as a servo. Von feedback control zur kybernetik
Abstract
Am Anfang der Kybernetik steht die Erkenntnis Norbert Wieners, dass Le- bewesen und Maschinen etwas gemeinsam haben: Ihr Verhalten lässt sich als Feedbackprozess beschreiben. Folglich konzipiert er die Kybernetik als neue wissenschaftliche Disziplin eines totalisierten“ Feedbackbegriffs. Diese Totalisierung wird durch ” eine Vorgeschichte ermöglicht, die Wiener in seiner eigenen Darstellung ausblendet: In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg kommt es zu einem Paradigmenwechsel in der Re- gelungstechnik. Im Zuge dessen wird ein einheitlicher Feedbackbegriff erst etabliert und als feedback control zum zentralen Paradigma dieses ingenieurswissenschaftlichen Feldes. In der Folge wird Feedback gleichermaßen auf die Probleme elektromechanischer Steuerung wie nachrichtentechnischer Signalverarbeitung angewendet. Die so gesteuerten Systeme werden durch eine einheitliche Theorie beschreibbar; ihre Komponenten werden zunehmend als abstrakte black boxes über das Verhältnis ihrer Einund Ausgaben beschrieben - und nicht länger über ihre konkrete Realisierung. In der Fortsetzung dieser Entwicklung beginnt die Ingenieurspraxis, diese abstrakte Art der Beschreibung auf die menschlichen Bediener feedbackgesteuerter Systeme auszuweiten und sie ebenfalls mit den Methoden der feedback control zu untersuchen. In diesem Paradigmenwechsel ist damit - auch ohne die Arbeit Wieners - erstens die Vereinigung von Regelungsund Nachrichtentechnik ( control and communication“) ” und zweitens die Gleichbehandlung von Lebewesen und Maschine ( in the animal and ” the machine“) bereits angelegt.
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