Gesellschaft für Informatik e.V.

Lecture Notes in Informatics


Agrarinformatik im Spannungsfeld zwischen Regionalisierung und globalen Wertschöpfungsketten, Referate der 27. GIL Jahrestagung, 05.-07. März 2007, Stuttgart P-101, 99-102 (2007).


2007


Editors

Stefan Böttinger (ed.), Ludwig Theuvsen (ed.), Susanne Rank (ed.), Marlies Morgenstern (ed.)


Contents

Benchmarking informationeller Vernetzung - methodische Grundlagen und Wertungsansätze

V. Jahn , T. Hannus and G. Schiefer

Abstract


Als Grundlage für eine optimale Ausgestaltung der Vernetzung von Informationssystemen im unternehmensinternen und -übergreifenden Kontext werden Möglichkeiten zum Vergleich von Vernetzungskonzepten und entsprechenden technischen Infrastrukturen benötigt. Im vorliegenden Beitrag wird ein Benchmarking-Ansatz vorgestellt, der diesem Handlungsbedarf Rechnung trägt. Gemäß einer sukzessiven Vorgehensweise werden methodische Grundlagen von Benchmarks, ihre Anwendbarkeit auf das Analyseproblem und eine Auswahl möglicher Vergleichskriterien präsentiert. Problemstellung Die zunehmend komplexe globale Interaktion von Unternehmen im Bereich der Lebensmittelproduktion und des Handels mit agrarischen Produkten bewirkt eine stärkere Verknüpfung der vorherrschenden Produktionsprozesse zwischen den Unternehmen. Einige dieser Prozesse erhalten dabei sogar einen grundsätzlich überbetrieblichen Fokus. Beispiele finden sich im Rahmen des Supply Chain Management oder bei der Sicherstellung von Vorund Rückverfolgbarkeit. Grundlage für die Koordination überbetrieblicher Prozesse und deren Schnittstellenfähigkeit mit unternehmensinternen Prozessen ist dabei der Austausch von Prozessinformationen. Ein Ansatz für die Bewältigung des resultierenden vielfältigen Informationsaustausches ist die Vernetzung bestehender Informationssysteme durch interorganisational orientierte Vernetzungssysteme. Vernetzbare bestehende Informationssysteme können hierbei auch solche Informationssysteme sein, die selbst bereits im überbetrieblichen und unternehmensübergreifenden Kontext dem Informationsaustausch dienen. 99 99 Im vorliegenden Beitrag werden Ansätze für eine vergleichende Analyse unterschiedlicher IS-Vernetzungskonzepte vorgestellt. Der Fokus liegt dabei im interorganisationalen Bereich. Im Gegensatz dazu existieren im unternehmensinternen Kontext zahlreiche Integrationskonzepte und Systeme die sich mit Vernetzungsund Integrationsproblematiken auseinandersetzen, wie z.B. Middleware und EAI. Weiterhin beschränkt sich die Analyse auf Informationsund Vernetzungssysteme, die einen Schwerpunkt sowohl in der Darstellung von Vorund Rückverfolgbarkeit als auch im überbetrieblichen Qualitätsmanagement besitzen. Wie sich aus vorangegangenen Untersuchungen und durchgeführten Fallstudien gezeigt hat, besteht in diesen Bereichen ein großer Bedarf an informationelle Vernetzung und an Aussagen über einen effektiven Umgang mit dieser Problematik [Sc05]. Benchmarking als vergleichende Methodik Benchmarking wird im Bereich der Unternehmensführung als vergleichende Methodik eingesetzt, die insbesondere auf intraorganisationaler Ebene zur Verbesserung von Prozessen innerhalb einer Organsation bzw. eines Unternehmens dienen soll. Das Benchmarking-Konzept wurde ab 1979 zuerst in der Xerox Corporation entwickelt und später unternehmensweit eingesetzt. Ausführlich beschrieben und formalisiert wird die Methodik des Benchmarkings von CAMP [Ca94]. Hier wird auch eine Arbeitsdefinition für das Benchmarking eingeführt: Benchmarking ist die Suche nach den besten Industriepraktiken, die zu Spitzenleistungen führen. (Robert C. Camp) Diese Definition fasst den Begriff des Benchmarkings weit und ermöglicht damit eine Anwendung des Konzeptes auf alle Geschäftsvorfälle, die im Unternehmen auftreten können (Produkte, Dienstleistungen, Prozesse, etc.). So kann das Benchmarking auch auf die Vergleichsobjekte des vorliegenden Beitrags bezogen werden, da Systeme zur informationellen Vernetzung jeweils als Produkte bzw. Dienstleistungen des jeweiligen Systemanbieters bzw. -initiators betrachtet werden können. Der Benchmarking-Prozess wird in der Literatur generell unternehmensbezogen beschrieben [Ca94] [KB03] [ZK02]. Der Prozess des Benchmarkings selbst involviert auch die Adaption von als effektiver identifizierten Prozessen in das Unternehmen, das Benchmarking betreibt, mit dem Ziel, selbst zu Spitzenleistungen befähigt zu werden. Hier geht der vorgestellte Analyseansatz einen anderen Weg indem mithilfe des Benchmarkings auf die optimale Ausgestaltung von Systemen zur Vernetzung von Informationssystemen geschlossen werden soll. Der Betrachtungswinkel der Analyse ist also nicht intern aus der Sicht eines einzelnen im Vergleich stehenden Systems, sondern extern als analysierender Dritter. 100 100 In Abbildung 1 ist der Ablauf des Benchmarking Prozesses dargestellt wie er typischerweise in einer unternehmensbezogenen Analyse angewendet würde. Für den hier vorgestellten Analyseansatz sind insbesondere die ersten sechs Prozessschritte relevant, die sich den Aktionsbereichen \?Planung“, \?Analyse“ und \?Integration“ zuordnen lassen. Das Ziel der Analyse ist die Formulierung der Benchmarkergebnisse und die Ableitung von best practises bei der Vernetzung von Informationssystemen. Die Ergebnisse der Analyse sind aus zwei Blickwinkeln von Interesse, zum einen aus Sicht der Systemanbieter als Anhaltspunkt für die Ausgestaltung ihrer Systeme. Zum anderen ergeben sich aus den Ergebnissen wertvolle Hinweise für das Handeln der Unternehmen der Nahrungsmittelwirtschaft im Umgang mit solchen Vernetzungsinitiativen.


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ISBN 978-3-88579-195-9


Last changed 04.10.2013 18:13:13