Modellierung temporaler Aspekte betrieblicher Informationssysteme mit UML
Abstract
Der vorliegende Beitrag beschreibt die Einsatzmöglichkeiten der UML (Unified Modeling Language) für die Modellierung temporaler Aspekte in betrieblichen Informationssystemen unter der Berücksichtigung des Modells RETTE. Dabei wird auf eine durchgängige systematische Anwendung der UML für die Entwurfsschritte der Analyse bis zur Implementierung Wert gelegt. Bei der Umsetzung des zeitbezogenen konzeptionellen Modells in ein objektrelationales Modell wird der Versuch unternommen, unter Einbeziehung kommerziell verfügbarer Möglichkeiten eine praxisrelevante Alternative zur Verfügung zu stellen. Diese Arbeit stellt ein Modell vor, das alle Ebenen der temporalen Informationssystementwicklung im Bereich des objektrelationalen Modells abdeckt und das mit kommerziell verfügbaren Werkzeugen umsetzbar ist. Dabei wird ein grober Leitfaden zur Umsetzung des temporalen Aspekts in objektrelationalen Systemumgebungen, im speziellen in einer Oracle Umgebung gegeben. 69 Die Zeit kommt in die Welt durch das kollektive Verhalten vieler Teilchen. - Sie bildet eine reale Illusion.1 1 Einführung und Problemstellung Informationssysteme stellen ein Abbild einer modellierten Realität dar und bilden so Zusammenhänge und Prozesse aus der Realität auf die Ebene von Rechnern ab. Unbestrittener Weise hat die Zeitdimension in unserer Welt eine entscheidende Funktion. Wenn in der modellierten Realität die Zeit eine wichtige Rolle spielt, muss diese auch in Informationssystemen angemessen berücksichtigt werden. Wird die Zeit überhaupt nicht berücksichtigt, so fehlt der Abbildung der modellierten Realität eine ganz wesentliche Dimension und das Ziel einer isomorphen Abbildung bzw. eines möglichst geringen Informationsverlustes kann nicht erreicht werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Zeit in Informationssystemen im allgemeinen und in Datenbanksystemen im besonderen adäquat einzubinden. Viele meinen, dass eigentlich kaum ein Anwendungsgebiet für Informationssysteme existiert, in dem zeitbezogene Daten zu vernachlässigen wären. Diese Einsicht hat dazu geführt, dass temporale Datenbanken, das sind Datenbanken, welche die Zeitdimension explizit berücksichtigen, zu einem wichtigen Forschungsbereich der Wirtschaftsinformatik geworden sind. Für die adäquate Berücksichtigung der Zeitdimension bei der Entwicklung relationaler Informationssysteme wurden in den letzten Jahren einige Vorschläge gemacht (vgl. dazu etwa das Modell TimeER ([GJ98] und [GMJ98]), das Modell RETTE [Kai00], das Modell Chrono [BS98], für einen Vergleich von temporal erweiterten Modellen auf der konzeptionellen Ebene vgl. [GJM97]). Im Bereich der Entwicklung objektrelationaler Informationssysteme unter Berücksichtigung der Zeitdimension existieren bis jetzt kaum durchgängige Vorschläge. Das Modell RETTE bietet Unterstützung für zeitbezogene Informationen von der Analyse bis hin zur Implementierung. Erfährt der temporale Aspekt bei der Informationssystemgestaltung so früh wie möglich Berücksichtigung, so kann in späteren Entwicklungsphasen entsprechend dem Funktionsumfang des DBMS (dieser wird von Version zu Version der kommerziellen und frei verfügbaren DBMS umfangreicher) darauf eingegangen werden. Das Modell RETTE zeigt sich flexibel genug, um modular auf solche Änderungen eingehen zu können, ohne dabei das Gesamtkonzept zu ändern.
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